Das Rote Buch, in welchem C.G. Jungs Abstieg ins Unbewusste in überaus reicher und bildhafter Symbolik beschrieben und illustriert ist, erschien im Jahre 2009 in Deutsch und Englisch. Allen voran die Stiftung der Werke von C.G. Jung sowie die Philemon Foundation haben neben einem beträchtlichen finanziellen Beitrag eine riesige Arbeit geleistet, um dieses wohl persönlichste Werk von C.G. Jung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die jahrelangen sorgfältigen Recherchen des Herausgebers Sonu Shamdasani tragen viel dazu bei, das nicht immer einfach zu lesende Buch besser zu verstehen. Es enthält die überarbeiteten Imaginationen von C.G. Jung sowie sein Nachdenken über die Bilder des Unbewussten, die dieser in der Zeit nach der Trennung von Sigmund Freud (1912) niedergeschrieben und in den folgenden Jahren mehrmals überarbeitet hat. Grundlage dafür waren seine Eintragungen der Jahre 1913 bis 1932 in den sechs Bänden der sogenannten Schwarzen Büchern, die seit 2020 ebenfalls in einer durch Sonu Shamdasani sorgfältig besorgten Ausgabe vorliegen.
Wie Jung am Roten Buch gearbeitet hat, stand er in der Lebensmitte und musste sich innen wie aussen ganz neu orientieren. Zur Basis dieser Neuorientierung wurde ihm mehr und mehr die Wirklichkeit der Seele, die er im Roten Buch mit schonungsloser Offenheit und Ehrlichkeit, aber auch mit zunehmender Gewissheit ihrer schöpferischen Kräfte erforschte. Dass wir nun Zeugen dieses Ringens werden, kann uns helfen, die seelischen Hintergründe der Analytischen Psychologie, das heisst das kollektive Unbewusste, tiefer zu verstehen. Inzwischen sind unzählige Kommentare zu diesem Text publiziert worden. Wir möchten diesen keinen weiteren hinzufügen, wohl aber dazu ermuntern, sich selbst in dieses Werk zu vertiefen. Man wird dies wohl immer mit grösstem Gewinn tun.